Nach der 1:4-Niederlage gestern beim TuS Ennepetal bekam die Mannschaft deutlich den Unmut der Verantwortlichen des VfB und der Fans zu spüren. Zum ersten Mal wurde ein VfB-Team nach dem Abpfiff mit "Buh"-Rufen und Unmutsäußerungen verabschiedet. Trainer Martin Schmidt setzte in der Pressekonferenz dann noch einiges drauf.
Das Spiel ist aus VfB-Sicht wieder mal schnell erzählt. Bereits nach fünf Minuten hätte man schon 0:2 zurückliegen können, wenn die Ennepetaler Angreifer nicht zweimal frei aus kürzester Entfernung vergeben hätten. In der 20. und 40. Minute nutzen dann aber Strohmann Erkaya die individuellen Fehler aus und so führte der TuS mit 2:0 zur Pause. Ärgerlich, dass Emu Schmid beim zweiten Treffer nicht so gut aussah, denn der VfB-Keeper sollte am Ende dafür sorgen, dass die Niederlage nicht noch deftiger ausfiel. Torchancen für den VfB? Fehlanzeige. Im gesamten Spiel hatte der VfB eine gute und nennenswerte Aktion, die in der zweiten Halbzeit gleich zum 2:1-Anschlusstreffer führte. Toller Doppelpass zwischen Cakiroglu und van Briel und der behielt vor dem Tor die Nerven. Auch wenn man nun den Eindruck hatte, dass sich die Truppe nun etwas mehr wehrte als im ersten Durchgang, so sollte es bis zum Ende die einzige gefährliche Aktion vor dem Tor des TuS bleiben. Enneptal spulte die Partie bis zum Ende locker runter und konnte nach zwei Standardsituationen noch zwei weitere Treffer durch Sobotzki und Strohmann erzielen. Zum ersten Mal gab es nach dem Abpfiff Pfiffe für das VfB-Team. "Ihr könnt ja verlieren, aber kämpft wenigstens und zeigt Willen", rief ein aufgebrachter Fan.
Augenscheinlich "nur" innerlich aufgebracht war Trainer Martin Schmidt. In der ersten Halbzeit stand er noch an der Linie. Die Halbzeitpause war für ihn schon nach fünf Minuten vorbei, danach nahm er auf der Bank Platz und war die komplette zweite Halbzeit nicht mehr an der Linie zu sehen. Auch nach dem Abpfiff blieb er dort noch lange mit seinen Co-Trainern sitzen. Man war gespannt auf die Pressekonferenz, aber im VfB-Lager spürte man deutlich Spannung und eiskalten Wind in den Reihen. Den Spielern sah man auch Enttäuschung und Ratlosigkeit an, dazu eine gewisse Unsicherheit. Auf den obligatorischen Kreis wurde verzichtet und vorerst auch auf erste Analysen untereinander. Die übernahm der Trainer dann auf der Pressekonferenz, wo er für seine Verhältnisse auch viele Worte fand.
Schmidt erkannte die Niederlage natürlich an, sprach davon, dass er seine Mannschaft dafür nicht (mehr) in Schutz nehmen werde. "Wir geben den Jungs alles mit auf den Weg und müssen dann sehen, dass die davon gar nichts umsetzen und auf nichts hören. Dann ist es klar, dass wir gegen Mannschaften verlieren, die man eigentlich eher auf Augenhöhe gesehen hat. Da kann und will ich die Jungs auch nicht mehr in Schutz nehmen", so eine Aussage von Schmidt. Und er nahm weiter Fahrt auf: "Natürlich ist uns allen klar, dass es für uns nur gegen den Abstieg geht. Am Anfang war noch Euphorie da. Wir geben hier jungen Spielern, die eigentlich noch in der A-Jugend oder in der Bezirksliga kicken würden, die Möglichkeit, sich zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Aber viele müssen sich auch mal so Verhalten wie ein Oberligaspieler und sich im Klaren sein, dass sie jetzt in der Oberliga spielen. Da muss man sich auch mal um- und einstellen. So werden wir kein Spiel mehr gewinnen." Auch der technische Leiter, Gregor Mehlmann, war fassungslos: "Vor dem Spiel weisen Trainer und Betreuer auf die richtigen Schuhe hin. Und was passierte? Die lagen alle paar Minuten auf der Nase und dadurch fällt auch das erste Tor. Ich versteh den Frust beim Trainer. Wenn ich mir das Training ansehe, da sind die alle mit Eifer dabei, nehmen viele Ratschläge, der Ball läuft prima und es klappt vieles gut. Dann sieht man sonntags so eine Leistung, da kann man nur noch sprachlos sein und sich richtig ärgern." Es brodelt in den Katakomben beim VfB. Viele Sätze, die nach dem Spiel von Trainer und anderen Verantwortlichen gefallen sind, lassen darauf deuten, dass man momentan sehr unzufrieden ist. Es ist auch kein jugendlicher Leichtsinn mehr oder Verspieltheit, dass ist Sturheit und Unvernünftigkeit. Zudem lassen die Sätze sehr viel Interpretationsspielraum zu.
Da war es auch kaum noch ein Trost, dass der VfB auf der Pressekonferenz viel Lob für seine Fans bekam. Besänftigt wurden die Fans dann aber dann doch noch etwas: Keeper Emu Schmidt entschuldigte sich im Namen der ganzen Mannschaft für das Spiel bei allen Fans. Die Reaktion darauf: Niederlagen würden alle akzeptieren, denn man weiß ja, wer da unten auf dem Rasen spielt. Aber man will wenigstens sehen, dass man sich wehrt und kämpft. Das war Fehlanzeige in Ennepetal. Und wenn den Fans dazu schon auffällt, dass die Jungs mit dem absolut falschen Material an den Füßen spielen ...
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