(mt) Gut ein Jahr ist es her, da spielten sich rund um das Berger Feld hässliche Szenen ab. Nach dem feststehenden Abstieg aus der Bundesliga, nach 30 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit, waren die Fans sauer, und einige konnten sich nicht mehr im Zaum halten. Im Mai 2022 ein ganz anderes Bild: Mannschaft, Verein, Fans - eine geschlossene Einheit. Ein kurzer Rückblick und ein kurzer Ausblick, von außen betrachtet.
April 2021. Schalke unterliegt bei Arminia Bielefeld mit 0:1, der Abstieg ist besiegelt. Exakt 30 Jahre, nachdem man "auferstanden aus Ruinen" den Weg in die Bundesliga zurückfand und fortan sportlich sehr erfolgreich war. UEFA-Cup-Sieg 1997, Pokalsieger 2001, 2002 und 2011, Vizemeister 2001, 2005, 2007, 2010, 2018 (!).
Doch schon damals passierte etwas im Verein und in der ersten Mannschaft. Mit viel Geld wurden Spieler verpflichtet, deren prognostiziertes Potenzial deutlich höher war als die Leistung auf dem Platz. Ein am Ende wild zusammengewürfelt anmutender Haufen hochbezahlter Fußballprofis schaffte es nicht, eine Einheit, eine Mannschaft zu werden. Der Versuch, das noch hinzubiegen, war teuer und erfolglos. Zu allem Überfluss konnte Schalke sein wohl wertvollstes Gut, die Fans, nicht hinter sich bringen, woran sicherlich auch die Corona-Pandemie ihr Übriges beitrug. In der Stadt der tausend Feuer brannte es lichterloh.
Der neuen sportlichen Leitung mit Peter Knäbel und Rouven Schröder ist es aber vor Jahresfrist gelungen, den Neustart in Liga 2 erfolgreich zu gestalten. Es wurde viel Wert gelegt auf Charakter, auf Leidenschaft und auch auf den finanziellen Rahmen. Es werden weder Ablösen noch Gehälter in den Regionen bezahlt, in denen Schalke einst "zu Hause" war.
Mit geringen finanziellen Mitteln hat man aber ein echtes Team zusammengeschweißt, welches zum Saisonfinale nahezu optimal funktionierte. Am Ende stand die verdiente Meisterschaft in der Zweiten Liga. Freunde anderer Revierclubs (Grüße an den Bürgermeister) dürfen an dieser Stelle gerne Schalen-Witze einwerfen...
Zwei wichtige Säulen des neuen Schalke auf dem Spielfeld sind die erfahrenen Simon Terodde, Rekordtorschütze und Rekordtorschützenkönig der Zweiten Liga, und Kapitän Danny Latza. Rund um diese beiden Haudegen ist ein homogenes Team gewachsen, das auch in der Bundesliga bestehen kann. Dennoch bleibt man am Schalker Markt wohltuend zurückhaltend hinsichtlich der Saisonziele.
"Zweimal 40 Punkte" rief Peter Knäbel als Ziel für die kommenden beiden Spielzeiten aus. Dem Klassenerhalt wird alles Weitere untergeordnet, auch was die Kaderplanung angeht. Mit Ko Itakura, Leihspieler von Manchester City, hat man den neben Terodde wohl größten Leistungsträger der Zweitligasaison ziehen lassen (müssen), weil das Paket aus Ablöse und Gehalt für die Verantwortlichen nicht zu vertreten war. Respekt für eine solche Entscheidung!
Terodde und Latza werden auch in der kommenden Spielzeit prägende Figuren sein für Königsblau. Es gilt, die "jungen Wilden" um sie herum zu führen und fit zu machen für das Stahlbad Bundesliga.
In der sportlichen Leitung mit Rouven Schröder, Teammanager Gerald Asamoah und Frank Kramer als neuem Cheftrainer findet sich genug Erfahrung, die an die Truppe weitergegeben werden kann.
Auf der Torhüterposition, auf der es in den letzten Jahren ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spielchen gegeben hat, hofft man mit Alexander Schwolow eine zuverlässige Nummer 1 gefunden zu haben.
In der Abwehrreihe herrscht nach dem Abgang von Ko Itakura Bedarf, möglicherweise verlässt noch ein weiterer Leistungsträger, Malick Thiaw, den Club. Für ihn sollen die Interessenten Schlange stehen. Ebenso Bedarf besteht rechts hinten, wo mit Memo Aydin nur ein "Gelernter" zur Verfügung steht. Auf der linken Seite sind die Kanppen mit dem Niederländer Thomas Ouwejan und Neuzugang Tobias Mohr gut besetzt.
Im Mittelfeld tummeln sich sehr viele Anwärter für die drei oder vier Positionen, allen voran Kapitän Latza, der aber gefordert wird vom jungen Tom Krauß, von Victor Palsson und Florian "Hansi" Flick.
In der Offensive ist das Angebot ebenfalls reichhaltig. Mit Rodrigo Zalazar, der in den beiden letzten Saisonspielen bemerkenswerte und wichtige Tore erzielte, Neuzugang Florent Mollet, Dominick Drexler, Blendi Idrizi und Lee Dong-Gyeong sind viele Anwärter auf einen Startplatz vertreten. Ganz vorne tummeln sich neben Terodde Marius Bülter, Marvin Pieringer und der vom VfL Bochum verpflichtete Sebastian Polter, eine wahre Pressingmaschine.
Qualität hat die Mannschaft aus Gelsenkirchen also. Wir drücken alle Daumen, dass die angestrebten Saisonziele möglichst frühzeitig erreicht werden und wünschen dem FC Schalke 04 alles Gute!
Vor allem aber viel Spaß bei uns am Badeweiher und auf ein baldiges Wiedersehen! Glück auf!